Talya Feldmann: 

Wir Sind Hier / We Are Here

In den letzten Jahrzehnten haben Überlebende des rechten Terrors in Deutschland und Angehörige von Opfern für ihr Recht auf Erinnerung im öffentlichen Raum gekämpft.


Sie haben um Straßennamen, Schulen, Parks und Denkmäler gekämpft, aber auch um Raum in Politik und Bildung. Sie haben für das Recht gekämpft, gehört und gesehen zu werden und darum, Veränderungen in der Regierung, im Justiz- und Strafverfolgungssystem und in der Zivilgesellschaft zu erwirken. Diese Kämpfe galten einer besseren Zukunft.


Wir Sind Hier ist ein digitales Kartografieprojekt, das in enger Zusammenarbeit mit Initiativen und Einzelpersonen entstanden ist, die sich gegen Rassismus und Antisemitismus in ganz Deutschland engagieren. Es lädt die Nutzerinnen und Nutzer dazu ein, sich vorzustellen, wie Gedenken – von den Straßen der Städte bis zu den Denkmälern – heute als aktive Form des Widerstands und der Veränderung aussehen könnte und sollte. In Städten wie Berlin, Hanau, Halle, Hamburg, Mölln, Essen, Erlangen und München erhebt das Projekt über die Stimmen und Forderungen von Familien, Initiativen und Betroffenen von rechtem Terror und Polizeigewalt, die allzu oft in den Hintergrund gedrängt werden, Anspruch auf Erinnerungsräume.


Beim Scrollen über die Namen der Opfer können die Nutzerinnen und Nutzer der Plattform Pläne ihrer Städte und der dort von Familien und Initiativen bereits reklamierten Räume oder solchen, die es heute gerade werden, einsehen. Sie erhalten so einen Überblick über rechtsextreme Übergriffe und Polizeigewalt in Deutschland in den letzten vierzig Jahren, darunter auch Fälle von Gewalt, die von staatlichen und kommunalen Behörden noch nicht angemessen untersucht oder als Hassverbrechen anerkannt wurden.


Mit den Namen sind die Nutzer:innen auch eingeladen, den Städten und den Stimmen derjenigen zuzuhören, die sich für Gerechtigkeit, Rechenschaftspflicht und Aufklärung einsetzen, indem sie derer gedenken, die sie durch Rassismus und Antisemitismus verloren haben. Die Plattform fordert die Nutzer:innen auf, sich eine alternative Realität vorzustellen, indem sie den Stimmen der Betroffenen zuhören und ihr Recht auf Raum in ihren Städten und in der Gedenkpolitik anerkennen. Diese Stimmen fordern uns auf, uns eine alternative Zukunft vorzustellen, indem wir aktiv ihren Forderungen nach Erinnerung und Veränderung zuhören. Wie kann das, was in der digitalen Welt existiert, die reale Welt beeinflussen?


Wir Sind Hier bietet einen digitalen Raum für individuelles und kollektives Trauern und Widerstand. Das Projekt behauptet Wir Sind Hier – die Namen derer, die in unseren Städten bleiben müssen, die hier sind und niemals vergessen werden dürfen, und es behauptet Wir Sind Hier – die Stimmen derer, die sich aktiv an sie erinnern, die hier sind, kämpfen und nicht länger zum Schweigen gebracht werden wollen.


Die Plattform wird von Talya Feldman, Tuan Quoc Pham und Benedikt Hebeisen in enger Zusammenarbeit mit Familien von Opfern und Überlebenden von rechtem Terror und Polizeigewalt sowie Initiativen aus ganz Deutschland gestaltet, deren Beiträge gemäß ihrer Zeit und ihres Bedarfs kontinuierlich ergänzt oder aktualisiert werden.



ENG


Over the last decades, survivors of right-wing terror in Germany and families of victims have fought to reclaim their right to remembrance in the public sphere.


These fights have been for street names, schools, parks, and monuments as well as space within politics and education. These fights have been for the right to be heard, to be seen, and to activate change in government, in justice and law enforcement systems, and in civil society. These fights have been for a better future.


Wir Sind Hier (We Are Here), a digital cartography project generated in close collaboration with initiatives and individuals combating racism and antisemitism across Germany, invites users to imagine how remembrance, from city streets to monuments, could and should look like today as an active form of resistance and change. In cities like Berlin, Hanau, Halle, Hamburg, Mölln, Essen, Erlangen, and Munich, the project claims spaces of remembrance through the voices and demands of families, initiatives, and those affected by right-wing terror and police brutality who are all too often pushed to the background.


By scrolling over the names of victims, users of the platform can view maps of their cities and the spaces claimed or being claimed by families and initiatives today, and are given an overview of right-wing extremist attacks and police brutality in Germany within the last 40 years, including cases of violence that have not yet been properly investigated or recognised as hate crimes by state and local authorities. 


With the names, users are also invited to listen to the cities, and to the voices of those building and fighting for justice, accountability, and investigation through the remembrance of those they have lost to racism and antisemitism. The platform asks users to imagine an alternative reality, by listening to the voices of those affected, by recognizing their right for space within their cities and within commemoration politics. These voices ask us to imagine an alternative future, by actively listening to their demands for remembrance and change. How can what exists in the digital world influence the real? 


Wir Sind Hier offers a digital space for individual and collective mourning and resistance. It claims We Are Here -- the names of those who must remain in our cities, who are here and never to be forgotten, and it claims We Are Here -- the voices of those who actively remember them -- who are here, fighting, no longer to be silenced.


This platform is designed by Talya Feldman, Tuan Quoc Pham, and Benedikt Hebeisen in close collaboration with families of victims and survivors of right-wing terror and police violence, and initiatives across Germany whose input will be continuously added or updated in accordance with their time and demands.